Wir sind verliebt. Allein der Gedanke an den Partner lässt unser Herz schneller schlagen, die Schmetterlinge im Bauch tanzen. Wir würden am liebsten jede Sekunde gemeinsam verbringen, schon die kleinste Berührung löst eine große Erregung aus. Alles am Partner scheint perfekt zu sein, er liest uns jeden Wunsch von den Augen ab und auch wir geben uns größte Mühe ihm und der Beziehung gerecht zu werden. Kurzum, wir schweben auf Wolke sieben. Die ersten Monate einer Beziehung sind einfach zauberhaft. Und dann?
Dann kommt der Sinkflug. Doch es muss keine Bruchlandung geben und was nach Wolke sieben kommt, ist auch nicht unbedingt schlechter. Viele denken, nach der anfänglichen Euphorie, dass der andere eben doch nicht perfekt ist, man sich getäuscht hat, dass die Gefühle doch nicht stark genug sind, man nicht zusammenpasst.
Doch dass der anfängliche Glückszustand, hauptsächlich ausgelöst durch die Glückshormone Serotonin und Dopamin nachlässt und man plötzlich Eigenschaften am anderen wahrnimmt, die einem nicht gefallen, man selbst den anderen nicht mehr mit Liebesbekundungen überhäuft und erste Zweifel aufkommen, ob man wirklich zusammenpasst oder sogar Trennungsgedanken hegt, ist völlig normal. In der Regel passiert dies irgendwann nach 3 bis 18 Monaten.
Viele sind dann erstmal enttäuscht, denken, dass ihre Liebe zu Ende ist, dabei stehen sie wohlmöglich erst am Anfang ihrer Liebe. Denn statt von einem Sinkflug zu sprechen, könnte man auch sagen, man kommt nach der ersten, der „Verliebtheitsphase“ in die nächste Beziehungsphase. In dieser Phase sehen wir einander „klarer“, ohne die rosarote Brille, mit all den Ängsten, Schwächen und Eigenarten und haben die Chance uns einander richtig kennenzulernen und herauszufinden, ob wirkliche Liebe entstehen kann.
Schaffen es die Partner sich gegenseitig mit ihren individuellen Stärken und Schwächen zu akzeptieren, Kompromisse zu schließen, kleinere Krisen zu meistern, auf den anderen einzugehen und dabei sich selbst nicht aus dem Blick zu verlieren, macht die Verliebtheit schließlich den tieferen Gefühlen der Liebe, echter Verbundenheit und des Vertrauens Platz.
Anstatt traurig darüber zu sein, dass man nicht mehr rund um die Uhr Luftsprünge machen könnte, kann man sich also klarmachen, dass wenn man sich darauf einlässt, den anderen kennenzulernen und an einem Zusammenbleiben zu arbeiten, eine ähnlich schöne vielleicht sogar noch intensivere Phase kommen könnte.
Das heißt nicht, dass wir einem Sinkflug gnadenlos ausgesetzt sind und nicht Tempo und Flughöhe mitbestimmen können. Wenn man spürt, dass die erste große Verliebtheit nachlässt, ist das nicht schlimm. Dennoch kann man mit kleinen Nachrichten, Überraschungen, Unternehmungen oder Aufmerksamkeiten dafür sorgen, dass der Übergang in die nächste Beziehungsphase nicht einem Sturzflug gleicht, sondern eher einem Gleitflug zu neuen Abenteuern.
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