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Frauen und Männer tun dies gleichermaßen, die Gründe sind vielfältig. Wir testen unseren Marktwert, probieren aus, wie gut wir flirten können, wir suchen nach Bestätigung, oder wir mögen die spielerische Art der Kontaktaufnahme zwischen den Geschlechtern und das Prickeln, das dadurch oft ausgelöst wird. 


Wie kann eine Partnerschaft das lösen, soll man die- oder denjenigen einfach machen lassen (solange es nur beim Flirten bleibt)?


Vor allem sollte man darüber miteinander ins Gespräch kommen. Konflikte entstehen auch, weil Paare unterschiedliche Auffassungen von Treue und Flirten haben und versäumt haben darüber miteinander zu sprechen oder zu verhandeln. Wie definiert jeder für sich flirten, was ist für den jeweils anderen ok, welche Bedeutung hat ein Flirt für jeden persönlich? Wo sind die jeweiligen Grenzen und durch welches Verhalten des anderen werden eigene Gefühle verletzt? Wenn Paare dies besprochen haben und sich beispielsweise einig über No-Gos oder den Umgang mit Fremdflirts sind, spricht eigentlich nichts dagegen, gelegentlich zu flirten. Im Gegenteil. Es kann eine feste Beziehung sogar bereichern, solange es um eine Erhöhung des eigenen Selbstwertes und die gefühlte Attraktivität geht, den Wunsch nach Lebendigkeit bei Begegnungen oder darum einen schönen Abend zu genießen.

Schwierig wird es, wenn man durch einen Flirt versucht Dinge zu kompensieren, die der eigene Partner nicht oder nicht mehr erfüllt. Erstes Anzeichen dafür, kann die Häufigkeit sein, in der man fremdflirtet. Läuft es in der eigenen Beziehung nicht mehr gut, flirten Frauen und Männer tendenziell immer häufiger. Auch ist die Gefahr größer, dass Grenzen aufgeweicht werden und die Hemmschwelle sinkt, diese gar zu überschreiten und sich auf ein Abenteuer einzulassen. Der Konflikt ist vorprogrammiert. Auch hier geht kein Weg daran vorbei, miteinander ins Gespräch zu kommen. Die eigenen Gefühle, Bedürfnisse äußern, mitteilen, was einem in der eigenen Beziehung fehlt, und welche Wünsche man diesbezüglich hat. Klären, ob der jeweils andere Partner diese erfüllen kann und möchte und gegebenenfalls miteinander das gemeinsame Beziehungskonzept überdenken und/oder die Grenzen neu verhandeln.

Verpasst man dies oder ist auf dieser Ebene nicht ehrlich miteinander, ist die Gefahr groß, dass sich irgendwann aus einem unverbindlichen Fremdflirt ein verbindliches Fremdverliebtsein entwickelt.




Frau liegt im Bett

Die Frage, wie ein Paar wieder zu mehr Begehren oder überhaupt wieder zu gemeinsamer Sexualität kommen kann, gehört zu den häufigsten Fragen in der Paar- und sexualtherapeutischen Praxis. Nicht selten schildern Paare, dass sie eigentlich eine schöne Paarbeziehung führen, Job, Kinder und Haushalt gemeinsam unter einen Hut bekommen, sich gut verstehen, gerne Zeit miteinander verbringen aber die sexuelle Lust aufeinander abhandengekommen ist. Manchmal nur bei einem von beiden, wobei es nicht immer der Mann ist, der häufiger Sex möchte, bei vielen Paaren ist es auch andersherum und manchmal haben beide das sexuelle Interesse aneinander scheinbar verloren. Bei sexueller Lustlosigkeit spricht man auch von einer Appetenzstörung. Doch handelt es sich dabei um eine tatsächliche Störung? Wo ist sie hin, die Lust? Und was kann man dagegen tun?

Wenn wir wollen, dass soziale Kontakte, Sport oder andere Hobbys in unserem Lebensmodell enthalten sind, investieren wir viel Zeit und Energie darauf. Aber bei der Sexualität wird oft erwartet, dass sie sich von allein ergibt, dass man nix dafür tun muss. Manche haben gar den Irrglauben, dass wenn man etwas dafür tun muss oder wenn man Sexualität plant, sei sie nicht mehr „echt“.  Diese oder ähnliche Glaubenssätze und die damit einhergehende Fixierung auf „Spontanität“ stehen einer erfüllten Sexualität häufig im Weg.

Anders als viele denken ist „Lust auf Sex“ kein Normalzustand. Es handelt sich nicht um eine biologische Basisfunktion wie Hunger oder Müdigkeit, die einfach über uns kommt. Im Gegenteil. Gerade in langjährigen Beziehungen ist das eher die Ausnahme und die spontane Lust aufeinander wird immer seltener oder ist einfach nicht mehr da. Und warum?

In langjährigen Beziehungen können wir in der Regel unsere Bedürfnisse, nach Geborgenheit, Nähe und Sicherheit erfüllen. Diese Bedürfnisse haben wir alle, sie gehören zu den Grundbedürfnissen und sind uns sozusagen einprogrammiert. Gleichzeitig haben wir alle aber auch, scheinbar im Widerspruch hierzu, das Bedürfnis nach Neuem, nach Abenteuer und Spontanität.

Diese nach Neuem strebende Seite in uns ist es, die mit Begehren, mit sexueller Lust in Zusammenhang steht. Zwischen uns und dem, was wir begehren, gibt es immer eine Distanz. Wir können also niemanden begehren, zu dem wir keinen Abstand haben. „Die größte Illusion verbindlicher Liebe besteht darin, dass wir unseren Partner ganz für uns zu haben glauben. In Wahrheit sind und bleiben sie eigenständig und mit Geheimnissen behaftet, die wie nicht ergründen werden. Wenn wir das einzusehen begonnen haben, wird dauerhaftes Verlangen möglich.“ (Perel)

Was ist also zu tun? Nicht warten, dass im oft schnellen und vollen Alltag die spontane Lust auf Sexualität an die Tür klopft und sagt „hier bin ich!“, sondern selbst aktiv werden! Das bedeutet sich mit seinen eigenen Wünschen und seinem Begehren, seiner Lust auseinanderzusetzen. Sexuelle Lust oder Erregung wird im Großen und Ganzen durch zwei Dinge gesteuert. Zum einen die „Antörner“, also, was erregt mich, was bereitet mir Lust, welche Bedingungen brauche ich, damit ich sexuell erregt werde, zum anderen die „Abtörner“ also, was verhindert, dass sich Lust entfalten kann oder durch was wird vielleicht bereits vorhandene Lust sofort wieder im Keim erstickt.

Gemeinsam können sich Paare dann überlegen, wie sie Bedingungen planen und herstellen können, unter denen sich Lust entfalten kann. Und wie sie auch im Alltag der Erotik immer wieder einen kleinen Entfaltungsraum geben können. Letztendlich geht es dabei darum, auch in einer langjährigen, vertrauten Partnerschaft immer wieder einen durch Distanz entstehenden Raum wahrzunehmen und diesen dann mit erotischem Leben zu füllen. Spaß am Spiel, erotische Kurznachrichten, erotische Komplimente oder Gesten, letztlich ist alles erlaubt was für Spaß und eine gewisse Spannung sorgt. Spannend kann es auch sein, sich mit seinen eigenen und den des Partners ungelebten sexuellen Wünschen auseinanderzusetzen. Meist hat sich ein Paar im Laufe der Beziehung auf eine Art sexuelles Skript geeinigt und die in einer Beziehung gelebte Sexualität ist jeweils nur ein Teil des sexuellen Repertoires einer Person. Aus der sexuellen Komfortzone herauszutreten, eine andere Seite von sich zu zeigen, Grenzen zu verändern und Neues zu Entdecken kann dafür sorgen, dass unser Bedürfnis nach Neuem und Abenteuer plötzlich auch mit dem gerade noch so vertrauten Partner erlebt und gelebt werden kann.


Sex zu dritt ist eine der häufigsten Fantasien von Frauen und Männern. Tatsächlich praktiziert wird er jedoch nur von Wenigen. Was fasziniert die Menschen an Dreiern? Neue Erfahrungen sammeln, Spannung, Spaß, ein voyeuristischer Reiz oder intensivere Sinneserfahrungen erleben sind nur einige Gründe, warum einige Menschen so eine Lust darauf verspüren. Aber Dreier ist nicht gleich Dreier. Männer fantasieren häufiger von Sex mit zwei Frauen, während für Frauen oft beide Arrangements reizvoll sind. Auch die individuellen Grenzen können sehr verschieden verlaufen. Ist Küssen erlaubt? Ist Oralsex erlaubt? Ist Penetration erlaubt? Sind nur einige der Fragen, die Paare im Vorhinein klären sollten. Wenn die Regeln und Grenzen vorher und währenddessen gut abgesprochen und von jedem der Beteiligten klar kommuniziert werden, steigen die Chancen, dass die jeweiligen Erwartungen erfüllt werden, jeder auf seine Kosten kommt und es am Ende eine positive Erfahrung für alle Beteiligten ist.

Doch was, wenn in einer Partnerschaft nur einer von beiden einen Dreier möchte und die andere Person dies ablehnt? – Nicht jeder hat Lust oder ist bereit dazu, einen Dreier auszuprobieren. Viele sehen durch eine dritte Person die Intimität mit dem Partner verletzt oder empfinden starke Eifersucht, wenn sie den Partner „teilen“ sollen. Um hierüber miteinander ins Gespräch zu kommen, sollte man sich klar darüber werden, was einen genau an einem Dreier reizt, so dass man sich mit seinem Partner auf einer Ebene des Verstehens treffen kann. Hier kann geschaut werden, ob es Varianten, mit gewissen Regeln gäbe, die bei beiden zu einem „Wollen“ führen, ob es andere Möglichkeiten gibt, die Fantasien/Bedürfnisse desjenigen Partners zu erfüllen, der sich einen Dreier wünscht und wenn ja, ob und wie sie diese in ihre Beziehung integrieren möchten. Dabei ist es wichtig und unabdingbar für eine gelingende Partnerschaft, dass keiner den anderen unter Druck setzt, dass jeder mit seinen Bedürfnissen vom anderen gehört wird und beide in gleichem Maße ein Recht auf ihre Gefühle und ihr (Nicht-)Wollen haben.

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